Der Gemeinderat wurde in der Sitzung am
17.09.2019 in öffentlicher Sitzung über das Modellprojekt des Landes „Digitaler
L@andkreis Tuttlingen“ unterrichtet. Innerhalb dieses Projekts wurden im
Landkreis Modellgemeinden ausgesucht, die ganz unterschiedliche Voraussetzungen
für den Ausbau eines G5-Netzes aufweisen. Auch die Gemeinde Denkingen wurde als
Modellgemeinde vorgeschlagen. Der Gemeinderat hat am 17.09.2019 einstimmig
beschlossen an diesem Projekt teilzunehmen.
Ziel des Modells ist es, die
Mobilinfrastruktur zu stärken, um die Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität
des Landkreises zu sichern und zu erhöhen, indem den Kommunen ein
Wettbewerbsvorsprung im eigenwirtschaftlichen 5G-Ausbau der Mobilfunkbetreiber
verschafft wird und dabei die Belange der Bürger sowie Unternehmer
berücksichtigt werden.
Hierzu fand dann am 05.02.2020 ein
Workshop statt. Über dessen Ergebnis wurde der Gemeinderat in öffentlicher
Sitzung am 18.02.2020 unterrichtet. In diesem Workshop ging es vornehmlich um
die technischen Standards 5G, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die
Bürgerbeteiligung. Mehrheitlich wurde die Notwendigkeit eines Ausbaus eines
5G-Mobilfunknetzes befürwortet.
In der Sitzung vom 18.02.2020 hat sich
der Gemeinderat noch einmal ausdrücklich zum Ausbau 5G-Mobilfunk bekannt und
sich auch für eine aktive Bürgerbeteiligung eingesetzt.
Intern sind die Überlegungen für
Standorte innerhalb der Gemeinde weitergelaufen. Das Projekt selber hatte sich
durch eine schwere Erkrankung des Projektpartners der Hochschule Furtwangen,
Herrn Prof. Anders, sowie einen Mitarbeiterwechsel im Landratsamt Tuttlingen
verzögert. Die angedachte aktive
Bürgerbeteiligung konnte wegen Corona nicht in dem vorgesehenen Rahmen
stattfinden.
Es war nun geplant eine
Bürgerbeteiligung im Rahmen der gültigen CoronaVO in der Mehrzweckhalle
durchzuführen. Diese sollte am 14.07.2021 stattfinden. Hierzu hat die Gemeinde
eine Liste von Einwohnern mit ganz unterschiedlichen Interessen - vom
Unternehmer, Gemeinderat bis hin zu mobilfunkkritischen Bürgern - erstellt. Die
Einladung erfolgte durch die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl,
welche auch die Moderation mit Prof. Dr. Frey übernommen hätte.
Leider haben sich nur ganz wenige Bürger
hierzu angemeldet. Aus dem Bereich der mobilfunk-kritischen Bürgerschaft kam
keine einzige Anmeldung. Wir haben daraus geschlossen, dass das Interesse an
einem weiteren Bürgerdialog, bei dem es um konkrete Standorte gehen sollte,
sehr gering ist. Der Bürgerdialog musste dann leider auch noch sehr kurzfristig
wegen einer Erkrankung eines wichtigen Referenten abgesagt werden. Zusammen mit
der Stabstelle im Landratsamt haben wir dann beschlossen keinen weiteren
Ersatztermin vorzuschlagen, sondern gleich in den Gemeinderat zu gehen.
In der Anlage ist nunmehr die
Zusammenfassung der Standortsuche beigefügt. Weiter ist in der Anlage eine
ausführliche Zusammenfassung um was es bei einem 5G-Ausbau geht. Bei der
Erhebung innerörtlicher Standortalternativen wurden sensible Bereich wie Schule
oder Kindergärten berücksichtigt.
Weiter ist der Anlage der
Abschlussbericht über den Modellversuch im Landkreis beigefügt. Dazu ergänzend:
Zu 5G-Standortvorschlägen
von Seiten der Kommunen empfahlen die Telekom
und Vodafone Ende Juli Folgendes:
Generell befürworten Sie, dass
Kommunen auf Nachfrage öffentliche Liegenschaften für mögliche
Mobilfunkantennen anbieten.
Sie raten allerdings
dazu, Standortangebote an die
Telekommunikationsunternehmen als Vorschläge und nicht als Vorgabe handzuhaben.
Der Grund läge
darin, dass jedes Telekommunikationsunternehmen (TKU)
eine eigene Netz- und Masteninfrastruktur besitzt. Dadurch könnten
bestimmte Standorte für das eine TKU geeignet sein, für ein anderes jedoch nicht. So könnte
ein TKU möglicherweise
einen anderen als den von der Kommune
angebotenen Standort suchen.
Das Vorgehen wie das TKU auf
die Kommune zugeht sei folgendes:
Es würde einen
sogenannten „Suchkreis“ an die Kommunen senden mit der Bitte um Antwort binnen acht Wochen. Innerhalb
eines solchen Suchkreises (oder Radius) würde das TKU einen Antennenstandort
suchen. Solche Anfragen gingen in der Regel an den Bürgermeister oder eine „info@“-E-Mail der
Kommune. Wichtig aus TKU-Sicht sei, dass die Kommune innerhalb dieser acht Wochen reagiere und Unterstützung signalisiere.
Es sei daher förderlich, wenn sowohl die
Kommune bereits Vorschläge für Antennenstandorte in der Schublade habe als auch
der Gemeinderat sich mit dem 5G-Thema bereits befasst habe.
Denkingen ist hier soweit
schon gut aufgestellt.
Die gefundenen Standorte sind nach
technischen Gegebenheiten unter Einhaltung von Abständen zu sensiblen Bereichen
ausgesucht um eine flächendeckende Versorgung mit 5G- Mobilfunk im gesamten
Ortsgebiet zu erreichen.
Dabei sind auch die Handlungsoptionen
für die Gemeinde zusammengefasst:
Laissez-faire
Vertrauen auf die Regelmechanismen des Marktes und
des Wettbewerbs und Vertrauen auf die Verträglichkeit der
neuen Standorte hinsichtlich sensibler Punkte
Aktive Unterstützung der Mobilfunkbetreiber bei
Lückenschluss und der Hochrüstung auf 4G/5G DSS (bestehende Standorte) Angebote zur Anbindung bestehender Standorte mit Glasfaser
über die BIT (Backbone-Netz Landkreis)
Unterstützung bei der Versorgung der umliegenden Verkehrswege
über Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden
Bürgerinformation mit den Mobilfunkbetreibern
Pro-aktive Unterstützung der Mobilfunkbetreiber
bei der Errichtung neuer Standorte. Angebot zur Nutzung
der erhobenen Standortvorschläge (einschl. Pachtangebote für kommunale
Liegenschaften)
Bereitstellung von Vorlagen für ein beschleunigtes
Genehmigungsverfahren
Bürgerbeteiligung zur Gewährleistung der Akzeptanz in der Bevölkerung
Bereithaltung der Standortvorschläge für den
Verhandlungsfall mit den Mobilfunkbetreibern, insbesondere wenn……die Mobilfunkbetreiber eigene Standorte auswählen, die
hinsichtlich sensibler Punkte unverträglich sind …die Mobilfunkbetreiber
aus wirtschaftlichen Gründen trotz Bedarfs den 5G-Ausbau ablehnen
Öffentlich ablehnende Haltung gegenüber einem
innerörtlichen 5G-Ausbau Aussprache eines 5G-Moratoriums
seitens des Gemeinderats
Zusammenfassend:
Ein Ausbau 4G/5G-Mobilfunk ist für den
Wirtschaftsstandort Landkreis Tuttlingen unerlässlich. Das Datenvolumen
(Stichwort Industrie 4.0) in der Industrie aber auch im privaten Verbrauch
steigt stetig.
Durch Corona hat sich der Ausbau von Home-Office
oder auch von Videokonferenzen wesentlich beschleunigt. Gerade der Ausbau von
Home-Office und Videokonferenzen macht ein Arbeiten zuhause möglich und macht
gerade auch ein Leben und Arbeiten im ländlichen Raum attraktiv. Auch in der
Diskussion des Klimaschutzes kommt diesem Sektor eine große Rolle zu, entfallen
doch Fahrten zur Arbeitsstätte, Bewirtschaftung von Büroräumen usw.
Computergesteuerte Arbeitsprozesse in der
Industrie sind mit einem enormen Datenvolumen verbunden. Der Austausch von
solchen Daten innerhalb des Unternehmens, aber auch mit Geschäftspartnern oder
Mitarbeitern im Home-Office erfordern ein zuverlässiges und leistungsfähiges
Mobilfunknetz.
Großereignisse führen zu einem zeitweise erhöhten
Mobilfunkaufkommen, das nur mit einem stabilen und leistungsfähigen Netz vor
dem Zusammenbruch bewahrt werden kann. Weiter nimmt das Datenvolumen im
Privatsektor kontinuierlich zu.
5G-Mobilfunk erfordert ein sehr kleinmaschiges
Netz an Mobilfunkmasten, gleichzeitig aber ist die Strahlenintensität
wesentlich niedriger wie bei den bisherigen Mobilfunkstationen.
Mit der Standortkarte kann die Gemeinde nunmehr
potentiellen Anbietern eine gute Grundlage für deren Investition bieten. Die
Gemeinde kann dabei aktiv auf die Mobilunternehmen zugehen oder aber abwarten
bis sich ein Mobilfunkunternehmen meldet.
Auf alle Fälle muss dann in Zusammenarbeit mit einem potentiellen Anbieter eine
gemeinsame aktive Bürgerbeteiligung erfolgen.
Wuhrer
Bürgermeister