Stärkung der biologischen Vielfalt

Betreff
Stärkung der biologischen Vielfalt
Vorlage
GR/2018/086
Art
Beschlussvorlage GR

Baden-Württemberg ist Lebensraum für circa 50.000 Tier- und Pflanzenarten, rund 40 Prozent davon sind mittlerweile gefährdet. Der Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend und hat vielfältige Ursachen. Um das Artensterben zu stoppen, hat die Landesregierung ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgesetzt. Denn beim Artensterben handelt es sich – wie beim Klimaschutz – um eine existenzielle Zukunftsfrage der Menschheit.

Die Steuerungsgruppe unserer Nachhaltigkeitsregion 5G hat sich in der letzten Sitzung auch mit diesem Thema beschäftigt. Als N-Region fühlen wir uns in besonderer Art und Weise dem Erhalt der biologischen Vielfalt verpflichtet. Es wurde daher angeregt 2019 das Thema in unserer Nachhaltigkeitsregion als ein Schwerpunktthema festzusetzen:

 

Projekt 2019 „Blühende N!-Region 5G

 

Verschiedene Mitgliedsgemeinden sind bereits seit geraumer Zeit mit ganz konkreten Maßnahmen eingestiegen oder haben bereits konkrete Maßnahmen ins Auge gefasst. Dabei wollen wir verschiedene Themen und Aktionen gemeinsam (auch mit Balgheim) angehen. Unbenommen bleibt es natürlich jeder Gemeinde darüber hinaus, weitergehende oder zusätzliche Maßnahmen aufzugreifen.

 

Der teilweise erschreckende Rückgang an Insekten, Vögeln und Amphibien hat viele Ursachen.

-       Landwirtschaft

-       Flächenverbrauch/Flächennutzung

-       Klimaveränderung

-       Veränderung der Landschaft

-       Verkehr

-       Einsatz von Pestiziden usw.

So beobachten wir gerade auch in Neubaugebieten, wie durch die Anlage von Steingärten anstelle von Grünflächen, kein natürliches Leben von Insekten, Amphibien und Vögeln mehr möglich ist.

Das intensive Mähen von Wegrändern und die Bewirtschaftung der Flächen bis an den Feldweg ohne Belassung von Wegrändern, vernichten den Lebensraum von Pflanzen und Tieren.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Wenn wir hier die biologische Vielfalt unseren Kindern und Enkelkindern erhalten wollen und wenn wir das ökologische Gleichgewicht nicht vollkommen kippen wollen, dann müssen alle Akteure umdenken und jeder für sich seinen Teil dazu beitragen.

 

Es mag schick und bequem sein auf die Bedeutung des Regenwalds hinzudeuten und für dessen Erhalt zu demonstrieren – wichtig aber ist, dass jeder vor seiner eigenen Haustüre seinen Beitrag leistet. Das wird mitunter auch zu einem radikalen Umdenken in manchen Bereichen führen.

Wer beispielsweise den Schmetterling Admiral möchte, muss zwangsläufig die Brennnessel in Kauf nehmen. Die Raupen des Admirals ernähren sich in Mitteleuropa ausschließlich von  Brennnesseln. Das ist nur ein Beispiel für das Zusammenwirken von Pflanzen und Tieren und für die Komplexität biologischer Zusammenhänge.

 

Es werden daher folgende Schwerpunkte vorgeschlagen:

 

1. Konzept Wegränder

Es soll festgelegt werden in welcher Intensität künftig noch Wegränder gemäht werden. Gerade Wegränder bieten mit ihrer Pflanzenvielfalt (wie auch die Brennnessel) die Lebensgrundlage für Insekten und Amphibien.
Dabei sollen Wegränder (mit Ausnahmen), generell nur noch einmal im Herbst nach dem Absamen der Pflanzen gemäht werden und das Mähgut (mit Ausnahmen) auch entfernt werden, um den Eintrag von Nährstoffen zu verringern und das Entstehen von ökologisch wertvollen Magerstandorten zu begünstigen.

Weiter sollen ausgewählte Wegränder gar nicht mehr bzw. nur noch alle 2 – 3 Jahre gemäht werden. Aspekte der Verkehrssicherheit und Wegeunterhaltung sind dabei zu berücksichtigen.

2. Mähen innerorts

Mit großem personellem und somit auch finanziellem Aufwand wird nahezu jede im Eigentum der Gemeinde stehende Grünanlage als Rasenfläche bewirtschaftet. Flächen die begangen werden oder an besonders markanten Punkten sollen auch weiterhin so bewirtschaftet werden.  Es sollen jedoch auch Flächen festgelegt werden, welche künftig zu Blumen- und Staudenwiesen umgewandelt werden sollen.

3. Kindergärten und Schule

Der Naturpark Obere Donau wird sich ebenfalls verstärkt mit dem Thema der biologischen Vielfalt beschäftigen. Er möchte hierbei auch Angebote für Kindergärten und Schulen schaffen. Dies wollen wir unterstützen und ggf. auch mit eigenen Maßnahmen begleiten.

4. Baugebiete – Bevölkerung

Mit gezielter Aufklärung (etwa gemeinsame Artikel und Flyer der N!-Region 5G) soll dem Trend von leblosen und toten Steingärten entgegen getreten werden. Wir wollen die Bevölkerung auf das Artensterben hinweisen und Tipps für das eigene Umfeld geben, wie man dem entgegentreten kann; beispielsweise mit dem Pflanzen von Stauden und Büschen, naturnaher Rasen usw.

Hierzu gehört auch der Gedanke Samen mit heimischen Wildblumen und Wildkräutern mit dem Logo der N!-Region 5G anzuschaffen und gezielt zu verteilen. Die Vorstellung hierbei ist dies wesentlich auch über Sponsoring zu finanzieren.

5. Einbindung von Imkern, Obst- und Gartenbauvereinen

Es soll überlegt werden, wie wir verstärkt zusammen mit den Akteuren der Imker und Obst- und Gartenbauern heimische Produkte wie Saft und Honig unter dem Level N!-Region 5 G vermarkten können.

 

Ein Großteil der Maßnahmen ist ohne größeren finanziellen Aufwand umsetzbar. Teilweise wird sogar Personaleinsatz eingespart. Allerdings ist die Umwandlung von Rasen zu Blumen- und Staudenwiesen mit einem finanziellen Aufwand verbunden, der sich mit der Zeit allerdings durch den geringeren Pflegeaufwand wieder ausgleichen wird. Auch wird es ca. 3 Jahre dauern bis aus einer Rasenfläche eine artenreiche und ökologisch wertvolle Fläche wird.

Die Festsetzung der Pkte. 1 -2 wollen wir zusammen mit dem Bauhofleiter unter Hinzuziehung von Forst und Naturschutz festlegen.

 

Das Thema Landwirtschaft wollen wir in der ersten Phase 2019 nicht bearbeiten. Erstens werden hier seitens des Landes Programme angeboten und zweitens gehen wir davon aus, dass die künftige Landwirtschaftsförderung sich mehr an ökologischen Vorgaben orientieren wird. Angedacht ist aber zu einem späteren Zeitpunkt Überlegungen zur Verpachtung der gemeindeeigenen Flächen anzustellen.

 

Weiter wird seitens der N!-Region 5G für 2019 eine Fahrradtour durch die N!-Region geplant, bei der verschiedene Projekte der biologischen Vielfalt besichtigt werden sollen. In Planung ist für 2019 auch eine Veranstaltung in Frittlingen zum Thema Bienen.

 

 

Wuhrer

Bürgermeister

Der Gemeinderat begrüßt ausdrücklich die vorgeschlagenen Aktivitäten zum Erhalt der biologischen Vielfalt und unterstützt die Gemeindeverwaltung hierbei.

Er stimmt auch den geplanten Aktivitäten der N!-Region 5G ausdrücklich zu.